Der längste Fischpass Europas
Im September 2007 nahm das Elektrizitätswerk Zürich (ewz) den längsten Fischpass Europas, beim Kraftwerk Wettingen AG, in Berieb. Nun ist der Weg nach über hundert Jahren wieder frei für die Fische, sie können nun vom Rhein ab Basel bis in den Zürichsee schwimmen. Der Fischpass macht es möglich, dass die Fische der Limmat die über 18 Meter hohe Staumauer überwinden können. Der Zugang zur Nordsee ist aber leider immer noch durch fünf Kraftwerke und sieben Kulturwehre im Elsass unterbrochen. Bis Lachse den Weg vom Meer bis in den Zürichsee bewältigen können, werden wahrscheinlich noch etliche Jahre vergehen.
Erstellt wurde der Fischpass durch das ewz, als Auflage zur neuen Konzession.
Der Bau des Fischpasses dauerte ein Jahr und kostete 2,5 Millionen Franken.
Die Bilder der Bauphase wurden vom ewz zur Verfügung gestellt
Die Luftaufnahmen © Copyrights by Comet Photoshopping GmbH
Die übrigen Bilder Urs Müller
Fischweg Kraftwerk Wettingen - Fischaufstieg Neuenhof
Fischaufstieg Übersicht
Länge: | 570 m |
Anzahl Becken: | ca. 120 |
Höhenunterschied gesamt: | 18,4 m |
Höhenunterschied zwischen den einzelnen Becken: | 10 - 15 cm |
Durchschnittliches Gefälle: | 3% |
Dotierwassermenge: | 400 l/s |
Die verschiedenen Abschnitte
Fischeinstieg
Der Haupteinstieg in den Sammelkanal (Collection Gallery) befindet sich beim Auslauf der Dotierturbine und besteht aus Betongerinne ohne Sohlstruktur. Für leistungsstärkere Fische, die in den oberen 2/3 des Flusskörpers schwimmen, hat es zwei aktive Öffnungen als Einstieg in den Sammelkanal. Die Hauptlockströmung wird durch den Auslauf bei der Dotierturbine gewährleistet. Damit die Lockströmung stark genug ist, strömen zusätzlich mindestens 100 Liter pro Sekunde durch die Öffnungen im Sammelkanal. Wenn die Sammelkanalöffnungen gestaut sind (Hochwasser) gibt es eine zusätzliche Dotierung über eine By-Pass-Leitung, d.h. die Zuflussmenge wir bis zu 600 Liter pro Sekunde erhöht.
Für leistungsschwächere Fische, bodenorienierte Arten und Kleinlebewesen (wie Insekten und ihre Larven, Flohkrebse, Milben, Schnecken, Muscheln, Egel und Würmer) gibt es einen anderen Einstieg, den Sohlanschluss. Er beginnt neben der Einwasserungsstelle der Bootsrampe, ist 80 - 100 cm tief und mit groben Bruchsteinen gefüllt. Durch die Hohlräume können die kleinen Fische und wasserwirbellosen Tiere in den Hauptfischaufstieg einsteigen.
Im untersten Teil besteht der Fischpass wegen der engen Platzverhältnisse im steilen Gelände aus Betonbecken, die durch Wände mit einem Schlitz unterteilt werden (Vertikalschlitzpass).
Im mittleren und obersten Teil passieren die Fische den naturnahen Beckenpass mit den exakt eingemessenen Steinblöcken. In einer Rinne zwischen Ober- und Unterwasser wurden Querriegel eingezogen. Dadurch entstand eine stufenartige Anordnung von Becken, die früher zu der Bezeichnung "Fischtreppe" geführt hat. Pro Riegel hat es zwei Öffnungen, durch diese können die Fische das nächsthöhere Becken erreichen. Die Steinblöcke der Riegel mussten zentimetergeneau gesetzt werden, damit durch die Schlitze nicht zuviel bzw. zuwenig Strömung entsteht. Zu breite Schlitze erzeugen zuwenig Strömung und die Fische finden den Aufstieg nicht mehr. Zu schmale Schlitze erzeugen zu grosse Strömung und die Fische können nicht mehr aufsteigen.
Zwischen Bahn- und Strassenbrücke fliesst der Bach auf 120 m Länge frei. Der Bachlauf ist natürlich gestaltet mit wenig Gefälle. Er weist verschiedene Bereiche auf, wie Flachwasserzonen, Seitenarme, Kiesinseln usw. Dieser Abschnitt eignet sich auch als Fischlebensraum für kürzere oder längere Zeit, z.B. für Kieslaicher. Raubäume und Baumstrunke dienen als Unterstand für die Fische.
Der letzte Abschnitt ist aus technischen Gründen wieder gleich wie der unterste Teil ausgeführt, d.h. wieder aus Betonbauwerk.
Wie finden die Fische den Weg?
Fische haben feine Sensoren um kleinste Strömungsdifferenzen in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Bei der Wanderung flussaufwärts orientieren sie sich vor allem anhand der Strömung. Der Haupteinstieg liegt deshalb unterhalb des Kraftwerkes, wo das gesamte Restwasser in die Limmatschleife abgegeben wird. Das Restwasser wirkt als Lockströmung und weist den Fischen den Weg aufwärts (siehe auch oben unter "Fischeinstieg"). Übrigens, der Fischpass kann von den Fischen auch für den Fischabstieg genutzt werden.
Warum wandern die Fische flussaufwärts?
Fische wandern im wesentlichen flussaufwärts. Die Flussbewohner müssen sich der Dynamik des Wassers anpassen. D.h. bei Hochwasser werden die wenig schwimmstarken Jungfische abgeschwemmt und müssen sich den verlorenen Lebensraum zurückerobern. Die erwachsenen Fische "berechnen" diesen möglichen Lebensraumverlust bereits ein und wandern zur Eiablage "präventiv" flussaufwärts. Einzelne Arten legen für diese Laichwanderungen mehrere dutzende bis hunderte von Kilometern in grossen Schwärmen zurück wie z.B. die Barbe oder Nase. Andere Arten hingegen wandern als Einzeltiere und bewegen sich auf wenigen Kilometern im Fluss und in den Seitenbächen wie z.B. die Bachforelle. Ein weiterer Grund für Fischwanderungen kann die starke Zunahme einer Population sein. D.h. die Fische suchen neuen Lebensraum.
Welche Fische passieren den Fischpass?
In der Limmat leben mindestens 23 Fischarten, 16 davon wurden in verschiedenen Kontrollerhebungen seit der Eröffnung des Fischpasses bereits nachgewiesen. Die häufigsten Arten waren Alet, Gründling, Hasel, Laube, Rotauge und Schneider. Aal, Bachforelle, Bitterling, Schleie und Trüsche kamen nur sehr vereinzelt vor.
Fischzählung
In 209 Zähltagen wurden 4'703 Fische und 41 Krebse gezählt. Dazu kamen in den Sommermonaten ca. 8'000 nicht bestimmbare Jungfische.
Die Zählung funktioniert folgendermassen:
1. | Beim Normalbetrieb schwimmen die Fische am Zählbecken vorbei. |
2. | Der Schieber des Fischpasses wir geschlossen. Das Zählbecken wird über den Überlauf gefüllt. |
3. | Der Schieber des Zählbeckens wird geöffnet. Dei Fische steigen in das Zählbecken auf, könne dort aber nicht weiter. |
4. |
Der Schieber des Zählbeckens wird geschlossen, der Schieber des Fischpasses wird geöffnet. Das Wasser im Zählbecken wird langsam abgelassen. Die Fische können nun mit dem Netz abgefischt werden, gezählt, klassifiziert usw. Danach erfolgt die Rückgabe des Fisches ins Oberwasser. |
Der ganze Fischweg ist für das Publikum nicht zugänglich. Zäune und Bepflanzung dienen zum Schutz des Gewässers und der Fische. An einigen Orten wurden spezielle Stützmauern mit Steinkörben angebracht. Dies ergab ein schöneres Landschaftsbild und dient den Eidechsen und weiteren Kleintieren als Lebensraum.
Der Fischpass wird regelmässig unterhalten, d.h. von Unrat gereinigt, Pflanzen werden nach Bedarf zurückgeschnitten usw.
Luftaufnahme der Baustelle

Fischweg Dachwehr Damsau
Bei der Damsau wurde das alte Streichwehr mit einer Höhe von vier Metern mit einer Blocksteinrampe ebenfalls vernetzt.Gesamtlänge: | ca. 50 Meter |
Breite: | ca. 12 Meter |
Höhenunterschied: | ca. 3 Meter |
Anzahl Stufen: | 16, je 20 cm hoch |
Mittleres Gefälle: | ca. 6,5% |
Wassermenge: | 1,8 Kubikmeter pro Sekunde |
Luftaufnahme der Baustelle
